Biomedizin-Förderpreise 2021
Sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beim
Dortmunder Biomedizin-Förderpreis 2021 ausgezeichnet
Im Dezember hat der Verein zur Förderung der biomedizinischen
und klinischen Forschung e. V. sieben Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen in drei Kategorien ausgezeichnet. Geehrt
wurden wissenschaftlich hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet
der biomedizinischen Forschung, die in Dortmund oder in
Kooperation mit einer Dortmunder Institution entstanden sind.
Der Förderpreis ist mit insgesamt 2.500 Euro dotiert.
In der Kategorie Grundlagenforschung ging der Preis an Gerben
Vader (ehemals MPI), Cristina Cadenas (IfADo) und Ali
Salehinejad (IfADo). In der Kategorie Klinische Forschung wurde
Felix Bärenfänger (Klinikum Dortmund) ausgezeichnet. In der
Kategorie Nachwuchsforschung bekamen Zhexin Wang (MPI),
Dominic Kamps (MPI) und Verena Kunig (TU Dortmund) den Preis.
Grundlagenforschung
In einer aktuellen Studie untersuchte Gerben Vader, wie
knospende Hefezellen den Prozess der sexuellen Fortpflanzung
steuern. Sein Team erforschte, wie ein Schlüsselschritt der
sexuellen Fortpflanzung – die kontrollierte Fragmentierung und
der Wiederzusammenbau des Genoms – von zwei Proteinen
namens Pch2 und Hop1 gesteuert wird. Es zeigte sich, dass
diese Faktoren den koordinierten Verlauf der Zellen durch die
vielen Schritte, die die Produktion gesunder
Fortpflanzungszellen ermöglichen, dynamisch steuern.
Cristina Cadenas hat in Studien herausgefunden, dass durch
die Fettlebererkrankung die Stoffwechselprozesse in der Leber
gestört sind. In Folge dessen kommt es zu einer höheren
Anreicherung von Oxalat. Eine erhöhte Konzentration von
Oxalat im Urin ist mit einem höheren Risiko für das
Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung verbunden,
denn Oxalat bindet Kalzium, was zur Bildung von Nierensteinen
führen kann.
In aktuellen Studien hat Ali Salehinejad festgestellt, dass
motorisches Lernen und kognitive Fähigkeiten zur
entsprechend dem individuellen Chronotyp bevorzugten Zeit
im Vergleich zur nicht bevorzugten Zeit deutlich besser sind.
Außerdem spiegeln sich diese Leistungsunterschiede auch in
entsprechenden Unterschieden der Gehirnphysiologie, wie der
neuronalen Erregbarkeit und der Neuroplastizität, wider.
Klinische Forschung
Felix Bärenfänger untersuchte das Risiko für deterministische
Strahlenschäden der Haut infolge von
durchleuchtungsgestützten Interventionen am Beispiel der
mechanischen Thrombektomie. Dazu entwickelte er ein
Verfahren, mit dem aus den geräteseitigen Expositionsdaten
retrospektiv die maximal applizierte Hautdosis abgeschätzt
werden kann. Dadurch kann der Radiologe das individuelle
Patientenrisiko besser bewerten und gegebenenfalls eine
dermatologische Versorgung einleiten.
Nachwuchsforschung
Dominic Kamps hat neue Methoden entwickelt, um das
komplexe Zusammenspiel zwischen Signalnetzwerk-
Komponenten in einzelnen lebenden Zellen mit Licht zu
manipulieren. Hierdurch konnten die Mechanismen
entschlüsselt werden, wie Zellen die mechanischen
Eigenschaften ihrer Umgebung aktiv durch dynamische
Kontraktionspulse ertasten. Dieser zelluläre Tastsinn
spielt eine zentrale Rolle in zahlreichen Prozessen,
insbesondere in der Embryonalentwicklung und in der
Tumorprogression.
Verena Kunig hat eine peptidomimetische DNA-
kodierte Substanzbibliothek (DNL) designt und
synthetisiert. Mittels dieser konnte in anschließenden
DEL-Selektionsexperimenten eine neue Klasse von
Inhibitoren der TEAD-YAP-Protein-Protein-Interaktion,
welche eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von
Tumoren spielt, identifiziert werden. Außerdem konnte
sie das Spektrum an Synthesemethoden für das Design
von DEL erweitern.
Sarkomere sind die kleinste funktionelle Einheit des
Muskels. Zhexin Wang nutzte die Elektronen-Kryo-
Tomographie, um die native molekulare Organisation
eines Sarkomers erstmals mit hoher Auflösung sichtbar
zu machen. Die dreidimensionale Organisation
offenbart strukturelle Details verschiedener Sarkomer-
Komponenten in unterschiedlichen Zonen. Dies bildet
die Grundlage für das Verständnis von
Muskelkrankheiten und -alterung in naher Zukunft.